Südafrika – Port St. Johns

Wir verließen also am frühen Nachmittag den Lake Eland um unser nächstes Ziel Port St. Johns am Mzimvubu-River zu erreichen. Dies sollte nur ein Zwischenziel zum Addo-Elephant-Park sein. Tatsächlich verbrachten wir hier aber zwei Nächte um uns von der – nachfolgend beschriebenen – ‚Horrortour‘ zu regenerieren ;).

Aus dem Park heraus gefahren befanden wir uns in einem kleinen Nest namens ‚Bizana‘. Hier gab es zumindest eine Tankstelle und da unser Navi zum ersten Mal nicht so wirklich wusste wo es lang gehen sollte, fragte Mama mal lieber nach dem Weg. Es gab eine laaange Route, die erst sogar noch ins Landesinnere hinein führte – und es gab eine kurze Route, die uns schnurstracks diagonal zum gewünschten Ziel führen sollte. Diese schlugen wir ein.
Und erst war es noch ganz lustig die roten Sandwege entlang zu fahren und lauter freundlichen Schwarzen zu begegnen, die uns heiter zuwinkten.
2014-06-09 15.06.11

Es gibt hiernach noch ein Video, das belegt wie Mama ungläubig die Frage an Papa stellt: „Und diese Strecke fahren wir jetzt 160 km??“.
Aber es blieb nicht bei dieser Strecke – zum Glück auch nicht bei den 160 km.
Die Straße wurde immer rauher; und hier dankten wir nochmal aus der Ferne dem freundlichen Avis-Mitarbeiter, der Papa den Jeep als Upgrade mitgegeben hatte. Ein anderes Auto hätte diese Strecke niemals geschafft ohne dabei in die Knie zu gehen!
Aus Sandstraßen mit beachtlichen Löchern wurden felsige Ruckelstraßen, die man nur noch im Schritttempo befahren konnte. Als wir dann quer durch die Pampa über Wiesen auf angedeuteten Wegen fuhren verließ Mama die Geduld. Das merkte ich sofort und stellte umgehend den Alarm an. Um mich zu beruhigen sang Mama mit zittriger Stimme alle Lieder, die ihr einfielen – ohne Erfolg. Papa wollte gefasst bleiben, aber auch ihm war klar, dass die Sonne allmählich unterging und wir in der Dunkelheit sicher nicht hätten weiter fahren können. Und hier, fernab von jeder Zivilisation, wollten wir sicher nicht nächtigen! Er scrollte dauernd in seinem Handy (Navi) und fand in der Ferne eine Straße, die zumindest einen Namen hatte. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr wir gebetet haben, dass diese asphaltiert sei. Das Navi führte uns aber zielsicher weiter durch die menschenleerste Gegend, die wir alle je erlebt hatten. Es erklärte uns sogar „In einem Kilometer rechts halten“, weil an der Stelle ein Trampelpfad nach links abging – unglaublich, dass das jemals jemand kartografiert hat! Im Wagen war eine sehr angespannte Stimmung. Und auch die Anstiege, die der Jeep mit Ach und Krach bewältigen konnte und wobei die Reifen durchdrehten und wir nach links und rechts schlidderten, trugen nicht gerade zu einer Besserung der Laune bei. Als uns dann ein felsiger Weg, eingesäumt von noch größeren Felsen, auf ein Wasserloch hinführte, war es mit Mamas Contenance völlig vorbei! In ihrer Anspannung rief sie Papa zu „Halt den Wagen an. Da fahren wir nicht durch!“. Papa aber wusste keinen anderen Ausweg aus diesem Horror und so ließ er den Wagen laufen, ließ ihn langsam in das Wasser eintauchen und beschleunigte dann mäßig um die andere Seite zu erreichen. Puh! Zum Glück hat das funktioniert.
Noch einige Kilometer später – die Sonne versank schon hinter den Bergen – kamen erst wieder stromlose Dörfer mit Lehmhütten und da war sie endlich, die lang ersehnte Straße. Sie war asphaltiert :).
Letzten Endes waren es nur 80 km, die wir hinter uns hatten; die andere Hälfte sollte auf einer richtigen Straße weiter gehen. Mama schwor sich, diese Straße nie wieder zu verlassen und da war auch für sie klar, dass sie den Adrenalin-Kick eines Bungee-Jumps nicht mehr benötigte ;).
In stockdunkler Nacht folgten wir der Straße bis wir endlich in Port St. Johns ankamen und auch direkt ein Domizil, ‚The spotted Grunter‘, fanden.
Dort lernten wir Hans kennen, der seit vier Tagen ‚Global-Manager‘ in der Anlage war. Zuvor machte er hier Urlaub mit seiner Frau, die jetzt in der Rezeption eingearbeitet wurde :D.
Hans öffnete sofort die bereits geschlossene Küche wieder und Mama und Papa hauten rein als hätten sie seit Tagen nichts mehr gegessen 🙂
Nachdem wir allen Umstehenden von unserem Trip erzählt hatten, versuchten sie heraus zu bekommen welchen Weg wir gefahren sind. Papa sagte immer: „Nein, nicht über die Straßen. Hier quer durch.“. Endlich machte es ‚Klick‘ und einer der Gäste schaute uns an: „Diese Strecke sind noch nicht viele gefahren.“.
Mir ging es jedenfalls wieder richtig gut, denn ich durfte noch spät ganz viel rumkrabbeln und mich austoben, während Mama sich mit Hans‘ Frau austauschte.
2014-06-09 21.27.55

Der nächste Morgen offenbarte, dass wir uns an einer wunderschönen Stelle direkt am Fluss befanden.
2014-06-10 07.42.33

Hier drehte sich alles ums Angeln, was sich in der Rezeption sowie auch in den Zimmern widerspiegelte. Auch der Name der Anlage hätte es vermuten lassen ;). Alle warteten auf einen großen Event, den Sardin-Run, wo die Sardinen vom Fluss aus zu tausenden ins Meer kamen. Zu diesem Event trafen sich auch vor der Küste unzählige Haie und Wale, die auch auf die Sardinen warteten. Aber alleine wie der Fluss ins Meer mündete war schon sehr schick anzusehen.
2014-06-10 14.14.40

Den Tag über waren wir in Port St. Johns selber, was Mama nicht so gefiel, da alles verrammelt und verriegelt aussah – und wir fuhren auf einen nahen Hügel.
Leider hatte Hans für die nächste Nacht kein Zimmer mehr für uns und so telefonierte er durch die Gegend um für uns eine Bleibe zu finden.
Wir zogen also um. Und zwar genau nach gegenüber ins Cremorne Estate :).
2014-06-10 14.51.43

Im Spotted Grunter erzählte uns noch Richard (eigentlich nur sein Zweitname) wie wir von hier aus besser weiter fahren sollten. Auf seinen Rat hin sollte es dann also von hier aus nach Cradock und erst danach nach Addo gehen. Dazu aber mehr im nächsten Blog.